Der Rotsohler kommt: Krampus in der Veitsch
Brauchtum im Winter – alljährlich am 5. Dezember
In der Region Semmering-Waldheimat-Veitsch gibt es einen ganz speziellen Krampus: Der Rotsohler oder im Volksmund auch „Rotzula“ genannt. Alljährlich am 5. Dezember treibt er in der Region sein Unwesen. Eine lange Tradition, die ihn dank der vielen Geschichten und Legenden einzigartig machen und ihn bis in die Gegenwart leben lassen. Viele Generationen von Kindern fürchten den Rotsohler, der seinen Ursprung in der Gemeinde St. Barbara im Mürztal / Veitsch auf der Rotsohl-Alm im Gebiet der Brunnalm-Hohe Veitsch hat. Sein Name leitet sich von „roter Sohle“ ab, dem erzhältigen Gestein der Rotsohler Alm.
Einige Legenden zum Rotsohler
Die Legende beschreibt den Rotsohler als wildes Wesen mit vollem Bart, langer Zunge, einem schweren Pferdefuß und ausgewachsenen Hörnern auf den Schädel. Der Rothsohler soll während der Sommermonate auf der Alm zu finden sein, wo er von den Sennerinnen versorgt wird. Geht ihm allerdings die Milch aus, stürmt der Krampus im Winter ins Tal und Kinder, die nicht brav waren, müssen sich fürchten. Eine andere Überlieferung erzählt, dass der Rotsohler den ganzen Sommer, in schweren Ketten gebunden, auf der Alm festgehalten wird. Wenn die Tage jedoch kürzer werden, ist er nicht mehr zu bändigen und reißt sich von seinen Fesseln los. Gemeinsam mit einem eisigen Sturm jagt er vom Gebirge hinunter in das Mürztal, wo er Ausschau nach schlimmen Kindern hält. Eine andere Geschichte handelt von einem Holzknecht, der seinen Sommervorrat an Brot, Speck, Wurst, Butter und Milch sparen wollte, um auch im Winter auf Rotsohl-Alm bleiben zu können. Als ihm das Essen knapp wurde, musste er sich auf den Weg ins Tal machen, wo er von einem eisigen Nordwind begleitet wurde. Er humpelte mit einem erfrorenen Fuß, der einem „Rosshaxn“ glich, einem dunklen Vollbart und einem Korb auf den Rücken zum Nikolaustag ins Tal, seitdem heißt es: „Der Rotzula kommt!“.
Alljährlich am 5. Dezember ist es soweit. Viele Familien nehmen mit ihren Kindern an dem alten Brauchtum teil und wollen einen Blick auf den Rotsohler werfen, denn nur an diesem Tag ist der „Rotsohler“ im Tal und treibt sein Unwesen. Doch keine Angst - der Nikolo passt auf den Krampus auf!
Tipp: Wanderung auf die Rotsohlalm
Wer sich vielleicht selbst auch während des Jahres vom Rotsohler bzw. dessen Lebensraum überzeugen will, dem empfehlen wir die Wanderung auf die Rotsohlalm. Dabei ist der Ausgangspunkt der große Parkplatz auf der Brunnalm (SH = 1050 m) am Fuße der Hohen Veitsch. Von diesem aus geht's an der Talstation des Liftes vorbei. Danach die Lifttrasse zur Forststraße queren und dieser bergauf folgen bis zur Abzweigung. Nun links weiter vorbei am Alpengasthaus Scheikl bis zum Wegweiser Rotsohlalm. Die Forststraße verläuft leicht ansteigend bis zur Abzweigung – in der Kurve geht es links weg, einige Meter absteigend zum markierten Weg 465. Diesem nun über die Brücke folgen bis zum Weg 464 entlang durch den Hohlweg gelangt man auf die Weiden der Schalleralm und nun geht’s fast eben zur Rotsohlalm. Nehmen Sie aber doch vielleicht zur Sicherheit eine Packung Milch mit.
Gesamtdauer: 2 Stunden
Schwierigkeit: leicht
Einkehrmöglichkeiten: Alpengasthof Scheikl, Schalleralm, Rotsohlalm, Pflanzlhütte